Warum moderne Technik uns manchmal mehr Zeit kostet als sie spart.
Wir leben im Zeitalter des digitalen Fortschritts. Smartphones, Messenger, Cloud-Software, Elektroautos und smarte Arbeitsabläufe sollen uns das Leben erleichtern. Und doch habe ich immer häufiger das Gefühl, dass wir an manchen Stellen genau das Gegenteil erleben.
Früher war nicht alles besser – aber auch nicht alles schlechter.
Die Illusion des Fortschritts
Nehmen wir einen ganz einfachen Vorgang:
Früher hat man zum Hörer gegriffen, einen Termin vereinbart und sich getroffen. Der Termin stand – Punkt.
Heute läuft das anders:
Erst schickt man sich mehrere WhatsApp-Nachrichten, dann kommen Kalenderanfragen, dann kurzfristige Änderungen und am Ende vielleicht eine Absage fünf Minuten vor dem Treffen.
Das soll Flexibilität sein.
Oft ist es aber einfach nur nervig, zeitraubend und anstrengend.
Arbeiten im Jahr 2025: Mehr Klicks, weniger Klarheit
In der Arbeitswelt sieht es ähnlich aus.
Früher gab es einen Arbeitszettel, einen Vordruck oder ein Formular. Man schrieb auf, was erledigt wurde, gab den Zettel ab – fertig.
Heute klickt man sich durch Apps, Benutzeroberflächen, Menüs. Man braucht PIN-Codes, Benutzerprofile, Zugangsdaten.
Manchmal kostet das Einloggen mehr Zeit als die eigentliche Arbeit.
Und wenn dann noch das WLAN streikt, der VPN-Zugang nicht funktioniert oder der Teams-Link kaputt ist, vergeht wertvolle Zeit – und die Nerven gleich mit.
Meetings damals und heute
Früher hat man sich einfach zusammengesetzt.
Heute werden Teams-Calls angesetzt. Zehn Leute sind eingeladen, fünf davon haben schlechten Empfang, drei können sich nicht einwählen, einer hat das falsche Tool geöffnet.
Das Meeting beginnt mit der berühmten Frage:
„Könnt ihr mich hören?“
Der Verlust der Einfachheit
Ich vermisse manchmal diese alte Zeit. Nicht, weil früher alles besser war. Natürlich war auch damals nicht alles rosig. Aber es war oft einfacher.
- Man musste nicht jedes Navi-Update installieren, bevor man losfährt.
- Man konnte spontan sein, ohne dass fünf Leute noch schnell den Status per App ändern mussten.
- Es gab weniger „FOMO“ (Fear of Missing Out), weniger Multitasking, weniger Dauerablenkung.
Warum fühlen sich viele Menschen gestresst?
Der technische Fortschritt ist real – keine Frage.
Aber er ist nicht immer ein Fortschritt für uns persönlich. Oft ist er ein Fortschritt für die Industrie, die Anbieter, die Softwarehersteller. Für uns selbst bedeutet er häufig mehr Aufwand, mehr Komplexität, mehr Overload.
Es gibt dafür sogar einen Namen: Technostress.
Menschen brauchen Klarheit, Fokus und Einfachheit.
Die Technik dagegen produziert oft das Gegenteil: ständige Erreichbarkeit, permanente Updates, Komplikationen.
Die Lösung: bewusster Umgang mit Technik
Ich glaube, wir müssen wieder lernen, den Fortschritt bewusst zu steuern – und nicht alles mitzumachen, nur weil es neu ist.
Ein paar Gedanken dazu:
- Manchmal ist das Telefonat besser als der Chat.
- Manchmal reicht ein Zettel statt einer App.
- Manchmal ist weniger Technik der wahre Fortschritt.
Ich möchte den Mut haben, mir genau das wieder öfter zu erlauben.
Fazit: Fortschritt ja – aber bitte mit Maß
Die Zukunft ist digital, das lässt sich nicht aufhalten.
Aber wir können entscheiden, wie viel davon wir in unser Leben lassen.
Nicht alles, was möglich ist, macht den Alltag wirklich besser. Und nicht alles, was früher war, gehört auf den Müllhaufen der Geschichte.
Manchmal hilft ein Blick zurück, um im Heute den richtigen Weg zu finden.

