Identitätsdiebstahl – Mein Kampf gegen Phantom-Forderungen

Wie Fremde mein Leben manipulierten und ich um meine Identität kämpfen musste

Plötzlich als Schuldner dazustehen – für Rechnungen, die ich nie verursacht habe – klingt wie ein schlechter Scherz. Leider ist das für mich Realität

geworden. Ich bin Opfer von Identitätsdiebstahl.

Der Albtraum beginnt

Eines Tages fand ich mehrere Forderungsschreiben in meinem Briefkasten. Es ging um angebliche Verbindlichkeiten, die ich nie eingegangen bin. In meinem Namen sollten teure Reisen gebucht und anschließend storniert worden sein. Der Schaden? Teilweise fünf- bis sechsstellige Summen.

Die Schreiben kamen von verschiedenen Inkassounternehmen und Anwälten. Alle konfrontierten mich mit Aktenzeichen, Buchungsnummern und der Aufforderung, sofort zu zahlen.

Nur: Ich hatte mit all dem nichts zu tun.

Die bittere Erkenntnis

Schnell war klar: Jemand hatte meine persönlichen Daten gestohlen. Nicht nur bei einem Inkassounternehmen, sondern bei mehreren Firmen wurde in meinem Namen bestellt und gebucht. Ich steckte mitten in einem Albtraum, den ich vorher nur aus Reportagen kannte.

Ich reagierte sofort:
Ich widersprach den Forderungen schriftlich, erklärte den Betrug und erstattete Anzeige bei der Polizei.

Der Alltag als Betrugsopfer: Ein Vollzeitjob ohne Bezahlung

Viele denken, eine Anzeige bei der Polizei sei der letzte Schritt. Für mich war es nur der Anfang eines nervenaufreibenden Marathons.

  • Ich verbrachte Stunden damit, meine Anzeige aufzunehmen. Ich musste alle Vorfälle schildern, Beweise zusammentragen, Unterlagen kopieren und versenden.
  • Danach kamen unzählige Telefonate mit Polizei und Staatsanwaltschaft. Immer wieder fragte ich nach dem Stand der Ermittlungen. Oft war der zuständige Sachbearbeiter nicht erreichbar, Rückrufe blieben aus, und jedes Mal musste ich die Geschichte von vorn erzählen.
  • Die Kommunikation mit der Staatsanwaltschaft war mühsam. Ich musste schriftliche Anfragen stellen, Nachweise erbringen, persönliche Erklärungen verfassen – teils mehrfach.
  • Parallel dazu schrieb ich unzählige Briefe an die Inkassounternehmen. Für jeden Vorgang musste ich separate Widersprüche einreichen, oft per Einschreiben, jeweils mit Kopien der Strafanzeige. Immer wieder erklärte ich, dass ich nichts bestellt hatte.

Insgesamt habe ich über Wochen hinweg etliche Stunden in diese Sache gesteckt – neben meinem normalen Alltag. Es fühlte sich an wie ein zweiter Job. Nur ohne Gehalt. Dafür mit Stress.

Doch damit hörte es nicht auf: Betrug hat viele Gesichter

Neben dem Identitätsdiebstahl werde ich fast täglich mit weiteren Betrugsversuchen konfrontiert. Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht jemand versucht, auf die eine oder andere Weise an mein Geld oder meine Daten zu kommen.

Hier einige Beispiele aus meinem Alltag:

Enkeltrick-Anrufe

Regelmäßig bekomme ich Anrufe von angeblichen Verwandten oder falschen Polizeibeamten. Sie erzählen mir, ein Familienmitglied sei in Not und ich solle schnell Geld überweisen – entweder per Überweisung oder bar an einen „Vertrauensmann“. Der klassische Enkeltrick, modernisiert per Telefon oder WhatsApp.

Zoll-Betrug per WhatsApp

Mehrfach erhielt ich WhatsApp-Nachrichten, in denen behauptet wurde, ein Paket von mir werde vom Zoll festgehalten. Um es freizubekommen, sollte ich entweder Geld überweisen oder meine Kreditkartendaten angeben. Natürlich habe ich nie ein solches Paket bestellt.

Phishing-Mails und SMS

Täglich trudeln Mails und SMS bei mir ein, die täuschend echt aussehen. Mal sind es angebliche Nachrichten meiner Bank, mal von Versandunternehmen oder der Steuerbehörde. Immer geht es darum, dass ich ein Konto verifizieren, eine Zahlung leisten oder eine Rückerstattung anfordern soll. In Wirklichkeit führen die Links zu gefälschten Seiten, die meine Daten abgreifen wollen.

Gewinnspiel-Betrug

Manchmal bekomme ich Mitteilungen über angebliche Gewinne bei Wettbewerben, an denen ich nie teilgenommen habe. Der Trick: Um den Gewinn zu erhalten, soll ich „Steuern“ oder „Versandkosten“ zahlen. Auch das ist Betrug.

Lästige Spam-Anrufe

Täglich klingelt mein Telefon. Es sind angebliche Microsoft-Mitarbeiter, die mir erzählen wollen, mein Computer sei gehackt worden. Oder vermeintliche Finanzdienstleister, die mir Kredite andrehen wollen. Das kostet Zeit, Nerven – und raubt Lebensqualität.

Täter unbekannt – Opfer bleibt auf der Belastung sitzen

Trotz meiner Anzeigen wurden die Täter nicht ermittelt. Das ist leider typisch. Kriminelle nutzen anonyme Netzwerke, agieren aus dem Ausland oder verschleiern ihre Spuren so gut, dass Ermittlungen ins Leere laufen.

Für mich als Opfer bleibt nur die Hoffnung, dass sich der Sturm irgendwann legt. Doch die Unsicherheit bleibt.

Was ich gelernt habe

Ich hätte nie gedacht, dass mir so etwas passiert. Aber Betrug – egal ob im Internet oder am Telefon – ist längst Alltag geworden. Kriminelle arbeiten mit immer ausgefeilteren Methoden und suchen gezielt nach Daten, die sie missbrauchen können.

Mein Rat an alle:

  • Seid extrem vorsichtig mit euren Daten – online wie offline.
  • Gebt am Telefon niemals Informationen weiter, wenn ihr den Anrufer nicht kennt.
  • Klickt nicht auf verdächtige Links in E-Mails, SMS oder WhatsApp-Nachrichten.
  • Kontrolliert regelmäßig eure Schufa-Einträge.
  • Erstattet sofort Anzeige, wenn euch so etwas passiert.
  • Widersprecht unberechtigten Forderungen schriftlich.
  • Und vor allem: Stellt euch auf einen langen Weg ein. Der Kampf gegen Identitätsdiebstahl kostet viel Zeit, Geduld und Energie.

Der Schutz der eigenen Identität ist heute genauso wichtig wie der Schutz der eigenen Wohnungstür. Und trotzdem kann es jeden treffen – so wie mich.

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