Pflegekräfte auf TikTok im Livestream – Wenn Privatsphäre und Patientensicherheit auf der Strecke bleiben
Inmitten piepsender Monitore, pflegebedürftiger Menschen und überlasteter Systeme passiert inzwischen etwas Unfassbares: Pflegekräfte streamen ihre Dienste auf Plattformen wie TikTok, Instagram oder Twitch – live und über Stunden hinweg. Die Kamera läuft mit, während Patienten betreut, Medikamente verabreicht oder Körper gepflegt werden. In einigen Fällen sind dabei sogar Patienten, deren Stimmen oder gar persönliche Daten zu sehen und zu hören. Was wie ein dystopischer Einzelfall klingt, ist inzwischen ein besorgniserregender Trend.
Wo bleibt der Schutz der Patienten?
Es ist kaum zu glauben, doch in mehreren dieser Livestreams sind im Hintergrund medizinische Monitore mit Namen, Diagnosen oder Vitalwerten zu erkennen. Manche Pflegekräfte lesen Kommentare, machen Späße oder beantworten Fragen aus dem Chat – während Patienten um Hilfe rufen oder Überwachungsgeräte Alarm schlagen. Die Frage, wie es überhaupt möglich ist, während einer medizinisch oft hochsensiblen Arbeit stundenlang zu streamen, stellt sich dringend. Was sagen die Arbeitgeber? Die Kolleginnen und Kollegen? Und wo sind die Aufsichtsbehörden?
Dass in solchen Fällen grob gegen die Schweigepflicht, den Datenschutz und das Patientenwohl verstoßen wird, ist offensichtlich. Doch Konsequenzen bleiben oft aus. Weder die Träger der Einrichtungen noch die zuständigen Pflegekammern zeigen bisher eine konsequente Linie – und das, obwohl die rechtliche Lage eindeutig ist.
Doxing, Datenschutz und die Verantwortung der Institutionen
Das Streamen in medizinischen Einrichtungen ist nicht nur eine Frage des Anstands, sondern auch eine juristische Zeitbombe. Patientendaten unterliegen dem strengen Schutz der DSGVO und dem Strafgesetzbuch (§203 StGB). Werden diese Informationen öffentlich gemacht – ob absichtlich oder aus Nachlässigkeit – handelt es sich um einen klaren Gesetzesverstoß.
Auch sogenanntes „Doxing“, das gezielte Veröffentlichen oder Weitergeben sensibler Informationen, stellt eine große Gefahr dar. Patienten könnten identifiziert, diffamiert oder sogar gezielt attackiert werden – ein inakzeptabler Zustand, der dringend unterbunden werden muss.
Maßnahmen, die jetzt umgesetzt werden müssen
- Klare Hausregeln und Verbote in allen Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen: Kein Livestreaming, kein Filmen oder Fotografieren von Patientenzimmern oder medizinischen Arbeitsbereichen.
- Technische Maßnahmen: WLAN-Zugänge für private Geräte in sensiblen Bereichen deaktivieren oder einschränken.
- Stichprobenartige Kontrollen durch Datenschutzbeauftragte und Pflegeleitungen.
- Meldepflicht und Sanktionen: Verstöße müssen konsequent gemeldet, untersucht und arbeitsrechtlich geahndet werden – bis hin zur Kündigung und ggf. strafrechtlichen Verfolgung.
- Pflegekammern und Berufsverbände müssen handeln: Es ist ihre Verantwortung, ethische Standards zu schützen und Verstöße zu sanktionieren. Schweigen darf hier nicht länger als Zustimmung gelten.
Danke an Kevin – Stimme für die, die keine haben
In dieser zunehmend medialen Welt braucht es Menschen, die Missstände sichtbar machen. Ein besonderer Dank gilt deshalb Kevin, der mit seinem YouTube-Kanal und seiner Reichweite unermüdlich auf genau diese alarmierenden Zustände aufmerksam macht. Er dokumentiert, recherchiert, kommentiert – und kämpft damit stellvertretend für all jene, die sich selbst nicht wehren können. Kevin gibt den Patientinnen und Patienten eine Stimme, die sonst nicht gehört werden – und fordert zu Recht Konsequenzen.
Fazit
Pflege ist ein verantwortungsvoller Beruf, der tiefes Vertrauen und höchsten Schutz verdient. Wer dieses Vertrauen missbraucht, indem er die Schwächsten unserer Gesellschaft für Klicks und Likes ins Netz stellt, hat in diesem Beruf nichts verloren. Es ist höchste Zeit, dass Träger, Pflegekammern und Behörden aufwachen – und dem verantwortungslosen Streaming in Pflege und Medizin ein Ende setzen.