Kieferbruch – Nicht erkannt
Wir, meine Frau Christine und ich, möchten an dieser Stelle über ein sehr belastendes Erlebnis berichten, das wir im Oktober 2019 in der Evangelischen Huyssens-Stiftung Essen-Huttrop erfahren haben.
Vorab: Dieser Bericht ist keine Abrechnung. Wir möchten niemanden anklagen oder bloßstellen. Wir haben großen Respekt vor all jenen, die täglich ihr Bestes für die Gesundheit anderer Menschen geben. Unser Dank gilt besonders dem Rettungsteam, das in jener Nacht schnell und kompetent reagierte. Ihr wart großartig – Danke für euren Einsatz!
Doch was danach geschah, hat uns tief erschüttert.
In der Nacht vom 12. Oktober 2019 gegen 2:00 Uhr wurde ich durch einen lauten Knall geweckt. Als ich im Flur nach dem Rechten sah, fand ich meine Frau schluchzend mit dem Gesicht am Boden. Der Anblick war furchtbar: Blut, abgebrochene Zähne – und eine tiefe Platzwunde unter dem Kinn, durch die ich bis auf den Kieferknochen sehen konnte.
Ich rief sofort die 112. Wenig später war der Rettungsdienst vor Ort. Noch bevor sie ins Krankenhaus gebracht wurde, brach meine Frau ein zweites Mal zusammen – Kreislaufversagen. Ihre Augen verdrehten sich, und sie sackte zusammen. Ein Moment, der mir bis heute nachgeht.
Aufgrund des Verletzungsbildes wurde sie in die Huyssens-Stiftung Essen-Huttrop gebracht – eine Klinik mit eigener Kieferchirurgie. Dort wurde die Wunde mit zahlreichen Stichen genäht. Ich bat darum, den Kiefer zu röntgen, da Christine beim Öffnen und Schließen des Mundes ein mahlendes Geräusch spürte – uns wurde dies jedoch verneint. Die Aussage des Arztes lautete:
„Solange die Zähne noch aufeinanderpassen, kann der Kiefer nicht gebrochen sein.“
Vier Tage später, am 16. Oktober, wurde Christine entlassen – ohne dass ein Röntgenbild gemacht wurde.
Doch die Schmerzen blieben. Am 28. Oktober, also zwölf Tage später, suchten wir auf eigene Faust einen Zahnarzt auf – und dieser stellte die Diagnose: Kieferbruch an zwei Stellen! Eine spätere Untersuchung im Krankenhaus bestätigte das.
Ich wandte mich an den zuständigen Professor der Kieferchirurgie. Er räumte ein, dass man den Bruch vielleicht gesehen hätte – wäre er denn geröntgt worden. Man argumentierte, die Schwellung hätte womöglich ein eindeutiges Bild verhindert. Aber: Christine war vier Tage stationär aufgenommen. Genug Zeit, um diesen Verdacht zu überprüfen.
Letztlich wurde der Kiefer dann doch operiert, mit Platten stabilisiert – eine Notwendigkeit, die auch ohne Studium klar ersichtlich war. Trotzdem wurde uns sogar angeboten, das Krankenhaus zu wechseln, da ein „Vertrauensbruch“ vorliege. Trotz aller Zweifel entschieden wir uns, in Essen zu bleiben – wohin sollte man als Kassenpatient sonst?
Einige Wochen nach der OP kam es zu einer Entzündung im Kiefer. Grund: Es wurden nicht alle Fäden entfernt. Erst durch meine eigene Nachkontrolle fiel das auf. Für mich als Handwerker kaum zu glauben – so etwas darf nicht passieren. Aber es passierte. Wieder in derselben Klinik.
Immerhin verlief der Eingriff zur Entfernung der Platten im Juni 2020 komplikationslos – und diesmal wurden alle Fäden gezogen.

Fazit
Christine hat über zwei Wochen mit einem doppelt gebrochenen Kiefer leben müssen. Unnötig. Schmerzhaft. Belastend.
Was uns bleibt, ist die Hoffnung, dass solche Erfahrungen nicht zur Regel werden – und dass Menschen wie Christine beim nächsten Mal ernst genommen werden.
Und zum Schluss:
Christine, ich liebe dich.
Es tut mir so unendlich leid, was du durchmachen musstest.
