Vernünftig miteinander reden – eine Begebenheit aus dem Alltag
Düsseldorf. Ein Arbeitstag wie jeder andere. Auf dem Plan: Wartung von Lüftungsanlagen. Der Ablauf ist klar – runter in die Tiefgarage, Equipment aus dem Auto, möglichst nah an die Lüftungszentrale heranfahren, damit man nicht alles quer durch die Etagen schleppen muss. Im Ruhrpott sagt man:
„Alles, was der Bergmann fahren kann, muss er nicht schleppen!“
Unten im zweiten Untergeschoss angekommen, stoße ich wie so oft auf eine suboptimale Parkplatzsituation. Nichts Ungewöhnliches, aber mit ein bisschen Rücksicht würde jeder seinen Platz finden – dachte ich zumindest.
Dann der Anruf.
Mein Teamleiter: „Du blockierst in Düsseldorf eine Einfahrt.“
Ich: „Ich bin in Düsseldorf, aber stehe im zweiten Untergeschoss einer Tiefgarage.“
Seine Antwort:
„Das ist mir scheißegal – fahr die Karre da weg!“
In diesem Moment dachte ich mir: Vielleicht hätte man das auch anders sagen können. Aber ich bin ja nicht aus Zucker – schmollen hilft jetzt auch nicht weiter.
Also Werkzeug eingepackt, zurück zum Auto. Doch dort erwartete mich niemand. Auch der Audi TT, den ich vorher gesehen hatte, war verschwunden. Ich machte zwei Beweisfotos – man weiß ja nie – und dachte mir: Gleich Feierabend. Und noch eine Stunde A52 nach Essen vor mir…
Beim Rausfahren öffnete sich das Sektionaltor – und da kam er mir entgegen: der Audi TT mit offenem Verdeck. Schönes Auto, gepflegter Fahrer. Doch plötzlich brüllte es aus dem Wagen:
„DAS NÄCHSTE MAL NICHT DA UNTEN PARKEN, DAS IST SCHEISSE!“
Ich dachte mir: Egal wie’s war, entschuldige dich einfach – als Dienstleister bringt dich ein Streit selten weiter. Also bat ich ihn freundlich, anzuhalten, um mich zu entschuldigen.
Er bremste scharf. Dann:
„WAS HAST DU GESAGT?“
Ich ruhig: „Ich wollte mich entschuldigen.“
Seine Antwort:
„JA JA, IS GUT!“
Was genau ihn so aufgebracht hat? Schwer zu sagen. Schlechte Laune? Schlechte Erfahrungen mit Handwerkern? Wirklich ein Problem beim Ausparken? Vielleicht von allem ein bisschen.
Aber eines ist klar:
Wenn ich jemanden direkt anschreie, ohne ihm überhaupt die Gelegenheit zu geben, etwas zu sagen, dann ist das kein Dialog. Und sicher keine vernünftige Art, miteinander umzugehen.
Worum es eigentlich geht:
Ich beobachte es immer häufiger:
Dass der respektvolle, sachliche Umgang miteinander verloren geht. Besonders schade finde ich das bei Menschen, von denen man aufgrund ihrer Bildung oder Position eigentlich mehr erwarten dürfte – und oft weniger bekommt.
Kommunikation auf Augenhöhe beginnt mit Respekt.
Nicht jeder Konflikt braucht einen Gewinner. Manchmal reicht ein Gespräch – oder einfach ein Moment Geduld.